Raumsonde über der Erde - zu sehen ist eine Raumsonde mit seitlich ausgeklappten Elementen schwebend im schwarzen Weltall über der dunkelblau leuchtenden Erde

Cyberangriffe im Vorfeld des russischen Angriffskriegs in der Ukraine

Auswirkungen eines Cyberangriffs auf die europäische Satellitenkommunikation

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Am 24. Februar 2022 gegen 04:02 Uhr (MEZ), eine Stunde vor dem russischen Überfall auf die Ukraine, wurde durch den Betreiber des KA-SAT Netzwerks ein Cyberangriff festgestellt. Dieser führte in der Folge zu einer teilweisen Unterbrechung des kommerziellen Satelliten-Breitbanddienstes von KA-SAT.

Auswirkungen

Während die meisten Benutzer von dem Vorfall nicht betroffen waren, wirkte sich der Angriff auf mehrere Tausend Kunden in der Ukraine und zehntausende andere Festnetz-Breitbandkunden in mehreren EU-Mitgliedsstaaten aus.  Dieser Cyberangriff verursachte Kommunikationsausfälle und -unterbrechungen bei zahlreichen Behörden, Unternehmen und Nutzern in der Ukraine und in ganz Europa. Unklar ist derzeit, ob auf Endnutzerdaten zugegriffen oder diese kompromittiert wurden. Auch gibt es keine Hinweise darauf, dass der KA-SAT-Satellit selbst oder seine unterstützende Satelliten-Bodeninfrastruktur selbst direkt beeinträchtigt oder kompromittiert waren.

Der Betreiber Viasat hat gemeinsam mit US-amerikanischen Strafverfolgungsbehörden und internationalen Regierungsbehörden die Untersuchung des Vorfalls und dessen Auswirkungen aufgenommen.

Auszüge aus der Presseerklärung des Rats der EU:

…"Dieser inakzeptable Cyberangriff ist ein weiteres Beispiel für Russlands anhaltendes unverantwortliches Verhalten im Cyberspace, das auch einen wesentlichen Bestandteil seiner illegalen und ungerechtfertigten Invasion in der Ukraine bildete. Ein solches Verhalten widerspricht den Erwartungen aller UN-Mitgliedstaaten, einschließlich der Russischen Föderation, an verantwortungsvolles staatliches Verhalten und den Absichten der Staaten im Cyberspace. Cyberangriffe auf die Ukraine, auch gegen kritische Infrastrukturen, könnten auf andere Länder übergreifen und systemische Auswirkungen haben, die die Sicherheit der Bürger Europas gefährden. Die Europäische Union erwägt in enger Zusammenarbeit mit ihren Partnern weitere Schritte, um derartiges böswilliges Verhalten im Cyberspace zu verhindern, zu entmutigen, abzuschrecken und darauf zu reagieren. Die Europäische Union wird die Ukraine weiterhin koordiniert politisch, finanziell und materiell unterstützen, um ihre Cyber-Resilienz zu stärken."…

Auch wenn der vorliegende Cyberangriff insgesamt durch Betreiber und Behörden schnell bekämpft werden konnte, so zeigt sich, wie vulnerabel kritische Infrastrukturen sind. Vorfälle wie dieser zeigen eindeutig die Wichtigkeit leistungsfähiger Bodenstationen und redundanter Satellitenkommunikationseinrichtungen.

Hintergrund

KA-SAT 9A ist ein kommerzieller Kommunikationssatellit des US-amerikanischen Unternehmens Viasat Inc. Der Satellit wurde 2010  gestartet, befindet sich seither in einer geostationären Umlaufbahn und dient der Bereitstellung von Breitbandinternet für Europa und den Nahen Osten. Vom ausgelösten Ausfall des Satelliten war auch das ukrainische Militär betroffen, welches KA-SAT weitflächig für koordinierte Waffensysteme nutzte. Am 30. März konnte vom Betreiber des Satelliten bestätigt werden, dass eingeschleuste Malware die Terminals zehntausender Kunden lahm gelegt hatte.