Hessen in Space

Die Raumfahrtstrategie des Landes Hessen

Die hessische Raumfahrtstrategie verknüpft die Aktivitäten des Landes mit denen anderer deutscher Länder, mit denen des Bundes, der ESA und der EU.

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Hessen hat in Sachen Raumfahrt viel zu bieten. Bereits im Jahre 1967 wurde das ESOCÖffnet sich in einem neuen Fenster als Fachzentrum der Europäischen Weltraumagentur ESA in Darmstadt gegründet.

ESOC, Hessens „Tor zum Weltraum“ ist seither für den Betrieb aller ESA-Satelliten und eines weltweiten Netzes von Bodenstationen zuständig. 

ESOC betreibt und unterstützt mehr als 70 verschiedene ESA-Satelliten, wie z.B. Huygens, Mars Express, Rosetta, Envisat, GOCE und Herschel/Planck. Darüber hinaus unterstützt das Europäische Satellitenkontrollzentrum zahlreiche Missionen anderer nationaler und internationaler Organisationen. 

 Europäisches Raumflugkontrollzentrum (ESOC)

Im Jahr 1986 wurde EUMETSATÖffnet sich in einem neuen Fenster errichtet, die European Organisation for the Exploitation of Meteorological Satellites. Diese zweite internationale, zwischenstaatliche Organisation hat ihren Sitz ebenfalls in Darmstadt.

EUMETSAT ist für den Betrieb der geostationären Satelliten Meteosat -10 und -11 über Europa und Afrika, und Meteosat-9 über dem Indischen Ozean zuständig. Darüber hinaus betreibt EUMETSAT zwei polarumlaufende Metop-Satelliten, und ist Partner in den Jason-Missionen (Jason-3 und Jason-CS/Sentinel-6), deren Aufgabe das Monitoring der Meereshöhen ist. Zudem betreut EUMETSAT in Kooperation mit der ESA das space component von vier Sentinel-Satelliten des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus. 

Meteosat Satelliten

Zahlreiche Hochschulen und außeruniversitäre staatliche Forschungseinrichtungen in Hessen sind in den unterschiedlichsten raumfahrtbezogenen Bereichen tätig. Das Spektrum ist hierbei enorm: von der Theoretischen Physik über die Erforschung elektrischer Antriebe, über Materialwissenschaften bis hin zu robotischen Anwendungen und dem Einsatz von KI: Hessen ist ein beeindruckender Player in raumfahrtbezogener Forschung und Entwicklung an seinen Hochschulen. 

Auch in der außeruniversitären staatlichen Forschung hat Hessen namhafte und wichtige Raumfahrtakteure mit einer thematischen Bandbreite von Grundlagenphysik, über Forschung zu WeltraumstrahlungÖffnet sich in einem neuen Fenster, die Schwingungsminderung für TrägerraketenÖffnet sich in einem neuen Fenster bis hin zur Nutzung von Satelliten-Fernerkundungsprodukten für Forschung über die Dynamik von Vegetation und LandnutzungÖffnet sich in einem neuen Fenster.

Hessen ist Sitz wichtiger Bundesbehörden, die Raumfahrtdaten nutzen und verfügbar machen: Der Deutsche Wetterdienst (DWD)Öffnet sich in einem neuen Fenster als der nationale zivile meteorologische Dienst der Bundesrepublik erbringt auf Basis von Daten von Wettersatelliten meteorologische und klimatologische Dienstleistungen.

Die Deutsche Flugsicherung (DFS) Öffnet sich in einem neuen Fensternutzt Wettersatellitendaten, Daten aus der Erdbeobachtung, der Navigation und der Kommunikation. Sie ist auf Basis hochpräziser Echtzeit-Daten aus dem All in der Lage, nicht nur sichere Anflugrouten zu berechnen, sondern auch umweltfreundliche und möglichst lärmarme. 

Das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG)Öffnet sich in einem neuen Fenster ist zuständig für die Erzeugung und Bereitstellung von Produkten zum geodätischen Referenzrahmen, für Beobachtungsstationen und Datenanalyse der geodätischen Weltraumverfahren sowie für die Bereitstellung des Satellitengestützten Krisen- und Lagedienstes.

Und natürlich sind auch die hessischen Landesbehörden und –ämter in der Raumfahrt aktiv:

Das Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) hat eine Kompetenzstelle FernerkundungÖffnet sich in einem neuen Fenster eingerichtet, die Anwendungsmöglichkeiten im Umweltbereich identifiziert und mit anderen Landesumweltämtern und Bundesbehörden im Austausch steht. Auf Basis von Geobasis- und Geofachdaten können hessenweite Bewertungen bezüglich des Zustandes der Gewässer, des Ausmaßes von Hochwasserereignissen oder von Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft erfasst und entsprechende Maßnahmenempfehlungen formuliert werden.

Der Landesbetrieb HessenForstÖffnet sich in einem neuen Fenster nutzt Daten aus der Erdbeobachtung insbesondere zur Überwachung der Situation der Wälder in Hessen, zur Detektion von Waldbränden und zur Waldschadenskartierung, die in der Regel in Kombination von raumfahrtgestützten Daten mit luftgestützten Daten aus Überfliegungen durch Flugzeuge oder Drohnen generiert werden.

 Zu den zentralen Aufgaben der Hessischen Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (HVBG)Öffnet sich in einem neuen Fenster gehören die nachhaltige Bereitstellung von hochwertigen Geoinformationen, das Bodenmanagement und die Immobilienwertermittlung. Die HVBG liefert Geobasis- und Geofachdaten und stellt perspektivisch hochaktuelle, sensorbasierte Satelliten-Fernerkundungsdaten zur Verfügung. Über den hochgenauen Echtzeit-Positionierungsdienst des „SAPOS“ unterstützt die HVBG Nutzer durch Galileo-Daten. Mit dem „Geoportal Hessen“ stellt die HVBG amtliche Geodaten auch mit Bezug zu Fernerkundungsdaten breiten Nutzergruppen zur Verfügung.

Daten aus der Raumfahrt liefern dem Hessischen Statistischen Landesamt (HSL)Öffnet sich in einem neuen Fenster wichtige Grundlagen für die Erfüllung seines gesetzlichen Auftrages: dem Erzeugen und Bereitstellen qualitativ hochwertiger Statistiken. Diese Statistiken stellen unentbehrliche Planungs- und Entscheidungsgrundlagen dar für die Landesregierung, für Verwaltungen und für die Wirtschaft. Durch den Einsatz von KI und insbesondere Methoden des Maschinellen Lernens erfasst das HSL u.a. landwirtschaftliche Anbauflächen und Ernteerträge und leistet so wichtige Beiträge für die Präzisionslandwirtschaft.

Zahlreiche kleine, mittelständische und große Unternehmen, zum Teil weltweit bekannt und vernetzt, zum Teil „hidden champions“, zum Teil vor allem auf regionalen und überregionalen Märkten tätig, tragen mit ihren Produkten, Dienstleistungen und Verfahren in der Raumfahrt und für die Raumfahrt zur Wertschöpfung im Land und zur Schaffung von High-Tech-Arbeitsplätzen bei.

Auch die Wirtschaft in Hessen zeichnet sich durch eine breite Palette von raumfahrtbezogenen Angeboten und Leistungen aus. Diese reicht von der Forschung, der Entwicklung, der Herstellung und dem Vertrieb verschiedener industrieller Produkte über vielfältige unternehmensbezogene Dienstleistungen bis hin zur technischen Beratung, Qualitätssicherung sowie der Zertifizierung von Unternehmen der Raumfahrtindustrie. In Hessen sorgt zudem eine Bodenstation als Sende- und EmpfangsstationÖffnet sich in einem neuen Fenster mit ihren mehr als 135 Antennen für die permanente Kommunikation mit Satelliten.

Erdfunkstelle Usingen

Ein wichtiger Meilenstein für den Raumfahrtstandort Hessen ist die Ernennung von Professor Dr. Johann-Dietrich Wörner zum Hessischen RaumfahrtkoordinatorÖffnet sich in einem neuen Fenster mit Wirkung zum 01. August 2021. 

Bereits in dem Koalitionsvertrag der die Landesregierung tragenden Parteien ist die Bestellung eines hessischen Raumfahrtkoordinators hinterlegt.

Der zweite entscheidende Meilenstein: die Verabschiedung der Hessischen Raumfahrtstrategie “Hessen in Space” durch das Hessische Kabinett am 29. April 2022. Diese Kabinettsitzung fand bei EUMETSAT statt und war die erste auswärtige Kabinettsitzung seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie.

Die Raumfahrt soll in der vollen Breite der Möglichkeiten für die Zukunftsentwicklung unseres Landes genutzt werden. Hierzu zählen wirtschaftliche und wissenschaftliche Aspekte („space“ und „non-space“), gesellschaftliche Möglichkeiten (inkl. Motivation durch Faszination und Inspiration), Bildung und Lehre (z.B. MINT-Offensive, Fachkräfte) sowie weitergehende allgemeine Herausforderungen (z. B. Klima, Wetter, Lärm, Umwelt, Landwirtschaft, Gesundheit, Kommunikation, Mobilität, Ressourcen). Die Hessische Raumfahrtstrategie verfolgt insofern fünf wesentliche Ziele:

  • Synergien schaffen,
  • Chancen aufzeigen,
  • Vernetzung voranbringen,
  • Sichtbarkeit steigern,
  • Kohärenz anstreben

und dient insgesamt der strategischen Weiterentwicklung und Stärkung des Raumfahrtstandortes Hessen.

Die hessische Raumfahrtstrategie verknüpft die Aktivitäten des Landes mit denen anderer deutscher Länder, mit denen des Bundes, der ESA und der EU.

Hessen ist eines der Gründungsmitglieder von NEREUSÖffnet sich in einem neuen Fenster, dem Network of European Regions using Space Technologies.

Das Land ist eng in nationale, europäische und internationale Kooperationsprojekte eingebunden. 

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